Die 8 keltischen Jahreskreisfeste Imbolc, Ostara, Beltane, Litha, Lughnasad, Mabon, Samhain und Jul bieten wunderbare Möglichkeiten des Innehaltens, der Reflexion und der Persönlichkeitsentwicklung.
Durch das Begehen von Meditationen und Ritualen im Jahreskreis drückten unsere Vorfahren schon immer ihre Verbundenheit mit den Zyklen und Stimmungen der Natur im Wandel der Jahreszeiten aus.
Stimmungen, die auf eine ganz erstaunliche Weise auch die psychischen Befindlichkeiten der Menschen im Laufe eines Jahres und im Laufe eines Lebens widerspiegeln.
Unsere keltischen Vorfahren kannten dabei einen Jahreskalender, wie wir ihn heute verwenden, allerdings noch nicht. Sie orientierten sich im Wesentlichen am Lauf der Sonne (Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen) durch das Jahr.
Das Erleben der 4 Sonnenfeste (Ostara, Litha, Mabon, Jul) und der 4 Zwischenfeste (Imbolc, Beltane, Lughnasad, Samhain) in unserer heutigen Zeit mit den uralten Ritualen unserer Ahnen ist eine ganz wundervolle Möglichkeit des Innehaltens, der Reflexion, des Konzentrierens auf die aktuellen Lebensthemen, der Persönlichkeitsentwicklung und schlussendlich auch eine Möglichkeit des Wiederverbindens mit der Natur, ohne die wir auf Dauer nicht überleben können.
Das Feiern der Jahreskreisfeste ermöglicht eine intensive Beschäftigung mit sich und den eigenen Lebensthemen und kann gleichzeitig eine wunderschöne und intensive Naturerfahrung an dafür besonders ausgewählten Orten sein.
Ein Einstieg in den Jahreskreis ist zu jeder Zeit möglich.
Während die Termine für die 4 Sonnenfeste durch den Sonnenstand klar festgelegt sind, werden die 4 Zwischenfeste von vielen naturspirituellen Traditionen auch als Mondfeste gefeiert. Das Datum dieser Mondfeste orientiert sich dann an den Voll- bzw. Neumonden nach der Wintersonnenwende Jul.
Was die Termine für die Jahreskreisfeste anbelangt empfehle ich, weniger nach einem genauen Tag, sondern mehr nach dem eigenen Gefühl zu gehen. Es geht hier im Wesentlichen nämlich um die spezielle Energie, die um den jeweiligen Festtag herum deutlich spürbar ist. Übrigens auch eine ganz wundervolle Übung, sich von Dogmen zu lösen und wieder seiner eigenen (natur)spirituellen Intuition zu vertrauen.
Imbolc
Ende Januar / Anfang Februar fällt vielen Menschen zum ersten mal im Jahr auf, dass die Tage wieder länger werden.
Schon unsere Vorfahren feierten diese Zeit des wiederkehrenden Lichts mit einem Fest – Imbolc.
Die Natur beginnt wieder, oft für uns noch unsichtbar, aus der Winterruhe zu erwachen und sich auf den Frühling und auf das aktive Leben vorzubereiten.
Auch wir Menschen stehen kurz vor der Rückkehr des aktiven, kraftvollen Lebens und es ist die richtige Zeit sich zu überlegen, wohin wir unsere Kraft im neuen Jahr richten wollen. Was macht uns Freude? Was macht uns glücklich? Was erfüllt uns?
Eine große Hilfe ist dabei, sich innerlich und äußerlich zu Reinigen und unnötigen Ballast und Belastungen abzuwerfen.
Wo möchtest Du Platz für Neues schaffen? Was hindert Dich an der Umsetzung Deiner Visionen für das neue Jahr?
Festtermin: 1./2. Februar oder 2. Vollmond nach Jul.
Das entsprechende Fest in unserem heutigen Kulturraum ist Maria Lichtmeß.
Ostara (Alban Eilir)
Die Frühlings-Tagundnachtgleiche ist das letzte Jahreskreisfest im dunklen Halbjahr, jetzt sind die Tage wieder länger als die Nächte.
Überall erwacht die Natur zu neuem Leben - die Frühlingskräfte haben gewonnen und alles beginnt zu wachsen.
In der keltischen Mythologie ist es der Beginn des sommerlichen Halbjahres und somit die helle der zwei keltischen Jahreszeiten (Sommerzeit & Dunkelzeit).
Ostara und auch Mabun Ende September sind wie der Moment des Innehaltens zwischen Ausatmen (Dunkelzeit) und Einatmen (Sommerzeit).
Für uns ist dieses Fest eine schöne Gelegenheit, gemeinsam den anbrechenden Frühling zu begrüßen und uns mit Hilfe dieses Symbols darüber klar zu werden, wie wir gewünschte Veränderungsprozesse in unserem Leben fördern, stärken und nach außen sichtbar werden lassen können. Die Frühlings-Tagundnachtgleiche ist der ideale Zeitpunkt für Projektanfänge aller Art.
Festtermin: Je nach Jahr zwischen dem 20. und 22. März (Frühlings-Tagundnachtgleiche).
Das entsprechende Fest in unserem heutigen Kulturraum ist Ostern.
Beltane
Beltane ist das Fest der Fruchtbarkeit, der Sinnlichkeit und der Lebensfreude.
Alles in der Natur ist erblüht und im Wachstum.
Ist man bewusst und mit offenen Sinnen draußen unterwegs, spürt man überall eine Lebenskraft, wie sonst zu keiner Zeit im Jahr.
Als Ursache oder Quelle dieser Kraft sehen viele Kulturen die „Heilige Hochzeit“, die Verbindung von weiblicher und männlicher Schöpferkraft.
Symbol dieser Verbindung ist bis heute der Maibaum (Phallus) mit seinem Kranz (Vagina), der nicht nur bei uns, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern zu dieser Zeit aufgestellt wird. Geschlechtlichkeit (Mann/Frau) ist dabei aber nur eine Erscheinungsform eines Prinzips, dass auf allen Ebenen wirkt.
Eine gute Übung zu Beltane ist es, sich wieder bewusst zu machen, dass jeder von uns weibliche und männliche Anteile hat und dass wir beide Energien in uns akzeptieren und vereinigen müssen, um schöpferisch tätig sein zu können. Keine Schöpfung ist möglich ohne dieses Prinzip!
Festtermin: Nacht vom 30. April auf 01. Mai oder 5. Vollmond nach Jul.
Das entsprechende Fest in unserem heutigen Kulturraum ist das Maifest.
Sommer-Sonnenwende Litha (Alban Hefin)
Zu Mittsommer hat die Sonne ihren höchsten Stand erreicht. Die Tage sind lang und warm, die Nächte laden zum Feiern ein und vergehen wie im Fluge.
Was im Frühjahr noch als zartes Pflänzchen gekeimt hat, hat sich jetzt zur ganzen Fülle entfaltet.
Die Natur quillt über vor Kraft und Freude - das Leben ist stark nach außen und zu einer Gemeinschaft hin orientiert.
Themen im Sommer sind, diese äußere und innere Fülle zu erkennen und zu genießen, gleichzeitig aber auch das Eingebundensein in eine Gemeinschaft, und seine individuellen Fähigkeiten und Aufgaben in dieser, wahrzunehmen und zu verdeutlichen.
Festtermin: Je nach Jahr zwischen dem 20. und 23. Juni (Sommer-Sonnenwende).
Das entsprechende Fest in unserem heutigen Kulturraum ist das Johannisfeuer.
Lughnasad
Im August beginnt mit dem Einbringen von Heu und Getreide die Erntezeit.
Die Pflanzenwelt steckt jetzt alle Energie in die Reifung ihrer Früchte und strebt damit der Vollendung ihrer Aufgabe im Jahreskreislauf entgegen. Früchte, die sowohl das Fortpflanzen der eigenen Art sichern, wie auch als Nahrung anderen Lebewesen zur Verfügung stehen werden.
Gleichzeitig befindet sich der Sommer auf seinem Höhepunkt und der Herbst kündigt sich ganz langsam an. Lughnasad als Jahreskreisfest huldigt dem Lichtgott Lugh, der zu dieser Zeit geopfert wird, um im Frühjahr als strahlender Jüngling wieder neu aufzuerstehen.
Heutzutage ist Lughnasad eine gute Gelegenheit uns darüber Gedanken zu machen, welche unserer Früchte , welche Projekte und Ziele, wir mit unserer Energie jetzt zur Reife und Vollendung bringen wollen.
Sich die Frage zu stellen, welche dieser „Früchte“ das eigene Leben und das Leben anderer bereichern und schöner machen, kann dabei ein guter Maßstab sein.
Festtermin: 1. August oder 8. Vollmond nach Jul.
Das entsprechende Fest in unserem heutigen Kulturraum ist Maria Himmelfahrt.
Mabon (Alban Elfed)
Wie bei Ostara im März sind gegen Ende September die Nächte wieder gleich lang wie die Tage. Die Hitze des Sommer ist vorüber und es naht der Abschied von der hellen Zeit. Die Natur zeigt uns mit ihren Früchten noch einmal die Fülle des Lebens, um sich dann langsam zurückzuziehen und sich auf die Winterruhe vorzubereiten.
Die Erntezeit, die mit Lughnasad begann und die bis Samhain endgültig abgeschlossen sein muss, findet in Mabon ihren Höhepunkt.
Für unsere Vorfahren war es die Zeit, in der die Arbeit und Mühe des Frühjahrs und Sommers durch das Einbringen der Ernte belohnt wurde.
Daher kann man Mabon auch als Fest der Erfüllung, als Fest der Zielerreichung sehen und es ist eine gute Gelegenheit für eine Rückschau und dem Bewusst werden und Zeigen von Dankbarkeit für das Erreichte und Erlebte.
Dieses nach Innen wenden fällt jetzt zunehmend wieder leichter, denn wie Ostara ist auch dieses Jahreskreisfest wie der Moment des Innehaltens zwischen Einatmen (Sommerzeit) und Ausatmen (Dunkelzeit).
Festtermin: Je nach Jahr zwischen dem 20. und 23. September (Herbst-Tagundnachtgleiche).
Das entsprechende Fest in unserem heutigen Kulturraum ist Erntedank..
Samhain
Im November ist die Dunkelzeit der Kelten, die dunkle Jahreszeit, schon deutlich fortgeschritten. Herbststürme haben das letzte Laub von den Bäumen gefegt, Nebel wabert durch das Land, alles um uns herum erscheint trist und grau, das Leben hat sich vollständig zurückgezogen.
In dieser Zeit an den Tod, an das Sterben und an unsere Ahnen zu denken fällt nicht schwer, denn die Energie der Vergänglichkeit und vielleicht auch die Existenz einer „Anderswelt“ ist für viele Menschen deutlich spürbar.
Unsere Vorfahren feierten mit Samhain das Fest der Ahnen, denn in dieser Nacht war die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten aufgehoben.
Auch in der heutigen Zeit macht es Sinn, mit Ritualen und Meditationen unserer Vorfahren zu Gedenken. Sie legten mit ihrem Dasein schließlich die Wurzeln für unser Leben und ohne diese Wurzeln wäre alles daraus bisher gewachsene nicht möglich gewesen.
Festtermin: 31. Oktober oder 11. Neumond nach Jul.
Das entsprechende Fest in unserem heutigen Kulturraum ist Allerheiligen.
Winter-Sonnenwende Jul (Alban Arthan)
Jetzt sind die Nächte am längsten und die Tage am kürzesten. Die Natur ist zum Stillstand gekommen, es herrscht die Dunkelheit.
Die Zeit um das Jul-Fest ist ebenso der Beginn der geheimnisvollen Raunächte, in denen die Tore zu anderen Wirklichkeiten weit offenstehen.
Bei diesem Fest geht es zum einen darum, die Dunkelheit als einen Teil des Naturkreislaufes und damit auch als einen Teil unseres Lebens zu akzeptieren.
Durch die Symbolkraft des Lichtes und durch das Suchen der Gemeinschaft in dieser Zeit ist es uns zum anderen aber auch möglich, unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten, was oder wer uns im vergangenen Jahr in dunklen Phasen gut getan und unterstützt hat und erste Impulse zu erhalten, was sich im kommenden Jahr in uns weiter verstärken oder neu entwickeln sollte.
Festtermin: Je nach Jahr am 21. oder 22. Dezember (Winter-Sonnenwende).
Das entsprechende Fest in unserem heutigen Kulturraum ist Weihnachten.
Möchtest Du tiefer in das Thema Jahreskreis einsteigen?
Dann empfehle ich Dir folgende Literatur:
Ilse Rendtorff: Jahreszeitenfeste
Martina Kaiser: Der Jahreskreis
Roswitha Stark: Rituale im Jahreskreis
Anna’mCara: Keltische Jahreskreisfeste
Autor: Thomas Unger
Zuletzt aktualisiert am 01.01.2024
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