Viele Menschen verbinden den Beginn unserer spirituellen Kultur mit den Anfängen des Christentums vor etwa 2000 Jahren.
Doch die Wurzeln reichen zehntausende von Jahren weiter zurück. Archäologische Funde aus dem Jungpaläolithikum (Steinzeit) lassen eine schon damals entwickelte Form von Naturspiritualität vermuten.
Keltische Priesterinnen und Priester, die Druiden, waren in weiten Teilen Europas lange Zeit die Bewahrer vorchristlichen spirituellen Wissens und sind es heute wieder.
In diesem Blog-Beitrag gebe ich Dir einen Einblick in die faszinierende Geschichte des Druidentums.
Wir können heute annehmen, dass sich schon vor über 30.000 Jahren Menschen Gedanken machten über die Geburt und das Sterben, ein Leben nach dem Tod, den Lauf der Sterne, der Sonne und des Mondes, den Wechsel der Jahreszeiten, Stürme und Gewitter...,
denn Funde von Höhlenmalereien und Elfenbeinfiguren, die aus dieser Zeit datiert sind, haben vermutlich bereits sakrale Funktionen gehabt.
Die Spiritualität dieser Menschen drückte sich nicht in heiligen Texten aus, sondern war erfahrungsbezogen, sinnlich und eng mit der Natur verbunden. Diese enge Verbundenheit mit den universellen Grundsätzen der Natur ist höchstwahrscheinlich auch der Grund dafür, dass sich auf der ganzen Welt zur gleichen Zeit naturspirituelle, schamanische Traditionen mit ähnlichen Inhalten entwickelt haben.
Mit dem Ende der letzten Eiszeit und den darauf einsetzenden Völkerwanderungen vor etwa 10.000 Jahren fand dann bei uns im europäischen Raum ein reger Austausch spirituellen Wissens statt.
Vor etwa 6000 Jahren begannen Menschen, riesige Steinmonumente zu erbauen. Sie dienten astronomischen Zwecken und waren Stätten für Beisetzungen und kultische Handlungen. Eines der bekanntesten Monumente dieser als Megalithkultur bezeichneten Zeitspanne ist der Steinkreis von Stonehenge bei Salisbury, im Süden Englands, der bis zum heutigen Tag von verschiedenen naturspirituellen Gruppierungen als Versammlungsort genutzt wird.
Etwa vor 4000 Jahren entstanden schließlich in Griechenland, in Ägypten, in Rom... die großen Mysterienschulen und etwa zeitgleich mit der Ausbreitung der Kelten auf dem europäischen Festland und Britannien das Druidentum der keltischen Priesterschaft.
Über viele Jahrhunderte hinweg waren die Druiden die spirituellen und intellektuellen Führer der keltischen Stämme in Europa. Ihr Einfluss auf die Geschichte dürfte sich ab ca. 200 v.Chr. in einer Hochphase befunden haben. Julius Cäsar, bedeutendster Führer des Römischen Reiches, berichtet ca. 50 v.Chr. von druidischen Schulen, in denen zukünftige Druidinnen und Druiden in Philosophie, Kunst, Rechtsprechung, Astrologie, Wahrsagen und Medizin ausgebildet wurden. Die Wissensvermittlung fand dabei immer nur mündlich statt, es gibt aus dieser Zeit keinerlei schriftliche Aufzeichnungen.
Die Hochburg dieser Wissenszentren hat sich damals in Britannien befunden.
Nach dem Untergang des Römischen Reiches im 5 Jh. n.Chr. blieben die christlichen Missionare und nach und nach traten immer mehr Menschen zum neuen Glauben über.
Geschickt erleichtert wurde ihnen der Übertritt von der Kirche, in dem alte Gottheiten, heilige Rituale und Kultplätze im christlichen Gewand eine neue Funktion bekamen. So wurden Götter zu christlichen Heiligen, heidnische Jahreskreisfeste bekamen eine neue Bedeutung und auf alten Kraft- und Kultplätzen wurden Kirchen errichtet.
Auch die Schulen der Druiden bestanden bis etwa ins 18 Jh. n.Chr. im neuen christlichen Gewand weiter fort und ihre Absolventen waren stets Teil der Bildungselite.
Glücklicherweise begann man in dieser Zeit, die früher nur in mündlicher Form unterrichteten Weisheitslehren aufzuschreiben, so dass uns heute vieles erhalten geblieben ist.
Eine erste große Wiederentdeckung des ursprünglichen Druidentums fand in der Epoche der Romantik gegen Ende des 18. Jahrhunderts statt. Die Romantik war eine Gegenbewegung auf die vernunftsorientierte Philosophie der Aufklärung und auf das strenge Regelwerk des Klassizismus.
Die Romantiker beschäftigten sich vor allem mit der eigenen Kultur und Geschichte, sowie mit Kunst und Philosophie. Ihre Überzeugung war es, das Göttliche in der Natur zu finden.
Damit nahmen sie auf erstaunliche Weise genau den Pfad wieder auf, den die Druiden vor über 2000 Jahren angefangen haben zu gehen und es bildeten sich in England mit dem "Ancient Druid Order" der erste druidische Orden in der Neuzeit.
Das Druidentum der Neuzeit war zunächst stark geprägt vom Christentum und der Freimaurerei. Die Ordensmitglieder waren ausschließlich Männer, die sich in ihrem Orden stark für wohltätige und kulturelle Zwecke einsetzten.
In den 60er Jahren machte sich die Hippie-Bewegung, genau wie die Romantiker 200 Jahre vorher, auf die Suche nach einem naturverbundenen Leben und einer neuen Form von Spiritualität - und entdeckte die eigene spirituelle Kultur in Form des Druidentums für sich. Viele junge Menschen, Frauen wie Männer, traten in die bestehenden Orden ein und es änderte sich die Ausrichtung der Orden wieder hin zu einer gelebten Naturspiritualität.
Diese Bewegung hält bis heute an.
Das moderne Druidentum kann als eine Naturreligion gesehen werden, die im Gegensatz zu einer "offenbarten Religion" keinen Religionsgründer, keine heiligen Schriften und keine Dogmen kennt.
Ihr "Glaubensbekenntnis" ist, dass Menschen, Tiere, Pflanzen, die Erde und die Elemente alle aus dem gleichen Ursprung stammen - dass wir somit eins mit allem sind. Und dass uns dieser göttliche Ursprung umso bewusster wieder wird, je mehr wir es schaffen, wieder eine tiefere Verbindung zur Natur einzugehen.
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Jan Fries ist ein profunder Kenner der keltischen Spiritualität. Sein Buch "Der Kessel der Götter" enthält sehr viel Wissen zum Thema Druidentum.
Autor: Thomas Unger
Zuletzt aktualisiert am 01.12.2024
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